Leo X.




Leo X. 1513-1521 Giovanni de' Medici wurde am 11. März 1513 zum Papst gewählt. Er war am 11. Dezember 1475 in Florenz geboren und bereits mit 17 Jahren zum Kardinal ernannt worden, ein sehr gebildeter und für alle Künste aufgeschlossener Mann. Da er, obwohl Kardinal, kein Geistlicher war, wurde er nun nach seiner Papstwahl am 15. März zum Priester und am 17. März zum Bischof geweiht. Erst dann konnte die Krönung am 19. März folgen.

Auf Reisen nach Deutschland, Frankreich und den Niederlanden lernte er viele bedeutende Persönlichkeiten seiner Zeit kennen. Man hatte ihn krank ins ~ Konklave tragen müssen. Die Politik seines Vorgängers /' Julius' 11., die gegen Frankreich gerichtet war, führte er fort.

Unter Leo wurde das V. ~ Lateran-Konzil fortgesetzt, jedoch erfüllte der Papst die Hoffnungen hinsichtlich der kirchlichen Reform nicht, die man sich von ihm als Gegner /' Alexanders VI. erwartet hatte.

Die Situation in Rom und im Kardinalskollegium wird sichtbar an einer Verschwörung, die Kardinal Alfonso Petrucci gegen den Papst anzettelte; ihr Ziel war es, den Papst zu vergiften. Petrucci wurde hingerichtet, seine Anhänger aller ihrer Ämter entkleidet.

- Unter dem Pontifikat dieses Papstes trat ~ Luther gegen den Ablaß auf, den /' Julius 11. für den Bau der ~ Peterskirche ausgeschrieben hatte (Leo hatte ihn erneuert). Am 15. Juni 1520 unterzeichnete Leo die Bannandrohungsbulle gegen Luther, in welcher 41 Sätze Luthers wörtlich angeführt und verurteilt wurden.

Am 1. Dezember 1521 starb Leo ohne die Sterbesakramente zu erhalten, der von den Historikern negativ beurteilt wird. ~ Nepotismus, luxuriöse Hofhaltung, Verschwendung von Kirchengut sind die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Bei den theologischen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Beginn der Reformation in Deutschland (und in Europa) hätte es eines Papstes bedurft, der als Reformer der Kirche und als theologisch versierter und interessierter Priester die Kirche geleitet hätte.

Protestantische Reformation

In die Zeit Leos X. fällt auch der Beginn der Reformation, deren Bedeutung Leo aber höchstwahrscheinlich verkannte. Für den Neubau des Petersdoms förderte er den Ablasshandel, was für Martin Luther einer der Anlässe zu seinem Thesenanschlag vom 31. Oktober 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg war. Die Bulle Exsurge Domine vom 15. Juni 1520 verurteilte 41 Schriften Luthers. Am 3. Januar 1521 wurde Luther exkommuniziert; an den innerkirchlichen Missständen und am Ablasshandel wird allerdings nichts verändert.

Wie schon seine Vorgänger war Leo X. – und mit ihm die Kurie – zu sehr in die italienische und europäische Politik verstrickt, um sich mit den schon länger laut gewordenen Rufen nach einer Reform an Haupt und Gliedern der Kirche ernsthaft auseinanderzusetzen. Dies liegt zuletzt auch an der Selbsteinschätzung Roms als unanfechtbares Oberhaupt der Kirche – denn welche Autorität konnte ein wittenbergischer Augustinermönch gegen den Pontifex Maximus ins Treffen führen?

Das Pontifikat dieses Papstes aber deswegen zu den verhängnisvollsten in der gesamten Papstgeschichte zählen zu wollen, greift zu kurz. Leo mag – auch das ist durchaus strittig – vielleicht der Auslöser des Thesenanschlags von Martin Luther gewesen sein, keinesfalls aber die Ursache. Die simonistischen und nepotistischen Auswüchse, aber auch die Prunksucht und insgesamt oft wenig gottgefällige Lebensweise der Stellvertreter Christi waren schon seit mehreren Jahrezehnten einer unablässigen Kritik vor allem durch den nichtitalienischen Klerus ausgesetzt. Diese regte sich lautstark schon in 1460er Jahren, als Päpste wie Kalixt III. oder Sixtus IV. die bis dahin üblichen Regeln der Dezenz (Zurückhaltung, Schicklichkeit, Anständigkeit) missachteten. Die Mißstände führten immer wieder auch zum Ruf nach Reformkonzilen – z.B. 1494 unter Papst Alexander VI. – aber diese verhallten stets ungehört, respektive wurden sie von den Amtsträgern geschickt unterlaufen. Sogar eine kuriale Reformkommission war 1497 von Alexander eingesetzt worden, allerdings blieb ihre Arbeit folgenlos.

Nun gab es zwar auch Widerstände gegen allzu umtriebige Päpste innerhalb der Kurie, doch waren diese Kardinäle – in den 1490ern etwa Francesco Todeschini Piccolomini, Oliviero Carafa, Giovanni Battista Zena oder Jorge da Costa – erstens eine meist misstrauisch beäugte Minderheit, und zweitens hatte das Konsistorium gegenüber dem Papst lediglich beratende Funktion und keinerlei Entscheidungsgewalt.

"Über das Kardinalat" (De cardinalatu) heißt denn auch eine 1510 erschienene Schrift des ehemaligen Apostolischen Sekretärs der Kurie unter dem Pontifikat Alexanders, Adriano Cortesi, in dem dieser die von einem idealen Kardinal zu erwartenden Eigenschaften und Fähigkeiten eindrücklich darstellt; dass er es dem amtierenden Papst – und damit ausgerechnet Julius II. – widmete, kann kaum ein Zufall gewesen sein. Natürlich blieb auch dieses Werk ohne Folgen.

Nicht nur, dass sich also die Kurie zu jenem Zeitpunkt als reformresistent erwies, pflegte das Papstum theologischen Vorgängen und besonders Disputen darüber, die außerhalb Italiens stattfanden, wenig Aufmerksamkeit zu widmen – man könnte auch sagen, sie wurden schlichtweg ignoriert. Zum Einen galt den Römern, die sich gemäß der antiken Tradition (die in der Renaissance ja hoch in Mode stand) noch immer als caput mundi (Haupt der Welt) sahen, das Heilige Römische Reich respektive Deutschland (übrigens ebenso wie Frankreich) als Land der Barbaren, zum anderen band die seit dem Fall Konstantinopels (29. Mai 1453) ständig wachsende Türkengefahr auch die Päpste (So war beispielsweise 1480 die italienische Stadt Otranto vorübergehend von den Türken erobert worden, 1529 standen die Türken vor Wien).

Auch der Ablasshandel und die zahllosen zusätzlich geforderten Abgaben, die für Kreuzzüge oder Kirchenbauten Verwendung finden sollten, riefen Kritiker auf den Plan. Und dies bereits lange vor Leo – schon der Humanist Enea Silvio Piccolomini, als Pius II. dann selbst Papst, sah sich in den 1450er Jahren genötigt, in seiner Schrift "De ritu, situ, moribus et conditione Germaniae" die "tumben Hinterwäldler" zu rügen, in dem er ihnen vorhielt, ihre blühenden geistigen Landschaften und wirtschaftliches Wohlergehen verdankten sie dem befruchtenden Einfluss Italiens und vor allem Roms, sie hätten sich daher auch einer Kritik an angeblicher finanzieller Ausnutzung oder Verschwendungssucht der Päpste zu enthalten, und sollten diesen lieber Dank und Ehrfurcht erweisen.

Leos Reaktion auf Luther war – aus Sicht der Zeit – das absolut übliche Vorgehen: Bulle und Bann hatten schon öfter ihre Wirkung getan, der letzte tiefgreifende Reformversuch eines Mönchs war – kaum 20 Jahre vor Luther – schließlich auch erfolgreich auf diese Weise gemeistert worden.

Angebliche Sprüche von ihm:

Als Motto seines Papsttums soll er angeblich den Spruch geprägt haben: Da Gott Uns das Pontifikat verliehen hat, so lasst es Uns denn genießen

Religiösen Dingen schenkte er dagegen wie viele der „Renaissancepäpste“ vor ihm wenig Aufmerksamkeit, er galt auch nicht als besonders gläubiger Christ, so wird ihm der Satz: „Alle Welt weiß doch, wie viel uns diese Fabel von Christus eingebracht hat.“ zugeschrieben.


Quelle: Wiki und Fischer-Wollpert






zurück zur Papstseite





© 2007 Baphomet