
(Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band I (1990) Spalten 1078-1079,
Autor: Friedrich Wilhelm Bautz)
COELESTIN V., Papst

* 1210 in Isernia (Molise) als Sohn einfacher Leute, † 19.5. 1296 auf der Bergfeste Fumone bei Anagni.
Pietro da Murrone trat mit 20 Jahren in den
Benediktinerorden ein. Um 1240 bezog er eine Höhleneinsiedelei auf dem Berg Murrone bei
Sulmone und führte ein strenges Bußleben. Das Verlangen, fern von Menschen zu wohnen,
trieb den Eremiten nach fünf Jahren auf den fast unzugänglichen Monte Majella. Er blieb aber
nicht allein. Einsiedler kamen und scharten sich um ihn. Darum stiftete Pietro eine
Kongregation und verpflichtete sie auf eine verschärfte Benediktinerregel. Man nannte die
Mönchsgenossenschaft Einsiedler des hl. Damian oder von Morrone, später Cölestiner. Die
Leitung der Kongregation übertrug er bald einem Vikar und lebte dann wieder als einsamer
Büßer auf dem Berg Murrone.
Als die beiden Parteien der Colonna und Orsini nach dem Tod Nikolaus' IV. zwei Jahre und
drei Monate hindurch sich nicht einigen konnten, wählte man auf Wunsch und Betreiben
Karls II. von Neapel am 5.7. 1294 in Perugia zum Papst den ungelehrten und weltfremden
Asketen Pietro aus den Abruzzen, den das Volk als Heiligen verehrte. Nach einem
Gebetskampf nahm Pietro die Wahl an, verließ auf einem Esel den Berg Murrone und wurde
in Aquila gekrönt.
Coelestin geriet in völlige Abhängigkeit von Karl II. und mußte im Oktober seine Residenz nach
Neapel verlegen. Der Papst erkannte, daß er seines Amtes nicht gewachsen war, und sehnte
sich nach dem Frieden seiner Einsiedelei. Darum erwog Coelestin den Gedanken, der päpstlichen
Würde zu entsagen.
Der rechtskundige Kardinal Benedikt Gaetano, den er um seinen Rat fragte, verstand es, ihm
die juristischen Bedenken zu zerstreuen; er bestärkte ihn in seinem Entschluß und entwarf die
Abdankungsformel. Am 13.12. 1294 dankte Coelestin ab.
Am 24.12. 1294 wurde Benedikt Gaetano als Bonifatius VIII. sein Nachfolger.
Pietro entfloh nach Sulmona und dann, auf Befehl des Papstes verfolgt, in einen abgelegenen
Wald. Infolge ungünstiger Witterung gelang es ihm nicht, über die Adria zu entkommen.
Er wurde ausgeliefert und verbrachte den Rest seines Lebens, streng bewacht, in einer
dumpfen Zelle der Bergfeste Fumone.
Clemens V. sprach ihn am 5.5. 1313 heilig. Sein Fest ist der 19. Mai.

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