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Enrice Dandolo


ven. Doge, * 1107 in der Contrada S.&xnbsp;Luca als Sohn des Vitale, Bruder des Patriarchen Enrico v. Grado, † Juni 1205 in Konstantinopel. 4 1. Felicita, Tochter des Pietro Bembo, Prokurator von S.&xnbsp;Marco, 2. Contessa (vielleicht Minotto), Tochter des Tomaso di S.&xnbsp;Cassiano. Vier Söhne aus diesen Ehen sind gesichert: Marino, Ranieri, Vitale und Fantino. Ranieri hatte während des IV. Kreuzzugs das Dogenamt inne, Vitale kommandierte die ven. Flotte während dieses Unternehmens, Fantino wurde der Nachfolger des Tomaso Morosini im lat. Patriarchat v. Konstantinopel. - E. war als Bailo (Gesandter) in Ferrara, bei Kg. Wilhelm in Sizilien u. in Konstantinopel bei Manuel II.&xnbsp;Komnenos, dem er 1172 den Protest Venedigs wegen der Konfiskationen des Vorjahrs vortrug. Am 21. Juni 1192 wurde er im Alter von 85 Jahren und bereits seit geraumer Zeit erblindet (der Legende nach infolge einer von Ks. Manuel II.&xnbsp;Komnenos veranlaßten Blendung) zum Dogen gewählt. 1195 vertrieb er die Pisaner aus Pola (Pula) und brachte ihnen wiederholte Niederlagen in der Adria bei, wodurch er ihre Versuche, den Adriahandel der Venezianer zu hemmen, vereitelte. 1196 entsandte er eine Flotte in die Meerenge von Abydos, die einerseits gegen die Pisaner gerichtet war, andererseits Ks. Alexios III.&xnbsp;Angelos unter Druck setzen sollte, der die seit Andronikos Komnenos an die Venezianer gezahlten Reparationen der Kriegsschäden des Jahres 1171 nicht mehr entrichten wollte.

Die für die Geschichte Venedigs bedeutsamste Aktion des alten Dogen war jedoch seine Teilnahme am IV.&xnbsp;Kreuzzug. Im April 1201 schloß er mit den franko-lombard. Kreuzfahrern einen Vertrag, der ihren Transport in die Romania (byz. Reich) garantieren sollte: Es handelte sich dabei um 4500 Ritter mit der entsprechenden Anzahl von Pferden, 9000 Knappen und 20000 Mann Fußvolk. Die Bezahlung für Transport und Verpflegung sollte 85000 Kölnische Silbermark betragen. Der Doge rüstete auch eine ven. Flotte aus (anfänglich waren 50 Galeeren vereinbart, in Wirklichkeit waren es jedoch 62), die das Recht haben sollte, die Hälfte der künftigen Eroberungen für sich zu behalten. Da im Juni 1202 in Venedig nach dem Zeugnis der Quellen weniger Kreuzfahrer als vorgesehen zusammengekommen waren und man die den Venezianern gegenüber eingegangenen Zahlungsverpflichtungen nicht einhalten konnte, schlug der Doge den Kreuzfahrern vor, ihnen die Zahlung von 34000 Silbermark zu stunden, wenn sie dafür bei der Unterwerfung der Stadt Zara (heut. Zadar), die sich dem offiziell am Kreuzzug teilnehmenden Kg. v. Ungarn unterstellt hatte, Hilfe leisteten. Am 10. Okt. 1202 lief die Flotte gegen Zara aus. Die Stadt wurde eingenommen, geplündert und diente als Winterlager für das Heer.

Die Venezianer und ihr Doge wurden von Innozenz III. exkommuniziert, dies hinderte jedoch den Führer des Kreuzzugs, Bonifaz v. Montferrat (der sich während der Einnahme Zaras in Rom befand), nicht, zu dem Heer zu stoßen und im Febr. 1203 mit dem späteren Ks. Alexios IV.&xnbsp;Angelos die »Umleitung« des Kreuzzugs nach Konstantinopel zu vereinbaren. Die polit. und militär. Erfahrung, die E. D. schon früher in Konstantinopel gesammelt hatte, spielte eine entscheidende Rolle für die zweimalige Eroberung der Stadt, im Juli 1203 und im April 1204. E. D. war v. a. der geistige Urheber der Übereinkunft vom März 1204, in der die Weichen für die Struktur und die polit. Basis des künftigen Lat. Kaiserreichs v. Konstantinopel gestellt wurden: gestützt auf das starke ven. Kontingent und kraft seiner Erfahrung im Osten gelang es dem Dogen, eine Schiedsrichterfunktion zw. den verschiedenen Kontingenten des Kreuzfahrerheers einzunehmen und dadurch die führende Rolle bei der Errichtung eines fragilen polit. Gebildes zu spielen, das so beschaffen war, daß es den ven. Interessen nicht im Wege stehen konnte. Bei der Aufteilung der Lehen des künftigen Kaiserreichs beanspruchten die Venezianer drei Achtel allen Landes, wobei sie vom Lehnseid ausgenommen waren. Den Venezianern blieb außerdem der lat. Patriarchat von Konstantinopel vorbehalten.

Der Ehrgeiz des alten Dogen hielt jedoch mit seinen Kräften nicht Schritt: es war ihm nicht möglich, alles zu erobern, was den Venezianern im Laufe des Kreuzzuges zugesprochen worden war. Aber der Erwerb von Kreta, das ursprgl. dem Mgf.en Bonifaz v. Montferrat zugesprochen worden war, sowie die Gewinnung einiger für die handelspolit. und nun auch militär. und kolonialpolit. Präsenz der Venezianer in der Ägäis bedeutender Stützpunkte waren eine Folge der Teilnahme des Dogen am Kreuzzug.

Nachdem E. D. an der Lösung der schweren polit. und militär. Probleme, die mit der Bildung des Lat. Kaiserreichs verbunden waren, mitgewirkt hatte, starb er 1205 und wurde in der Hagia Sophia begraben, wo jedoch bei den archäolog. Untersuchungen des Jahres 1880 keine Spuren seines Grabes gefunden wurden.


Quelle: Lexikon des Mittelalters
bereitgestellt von: Clio



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