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Der Gewalt der Waffen schien der neue Doge zunächst die Argumente der Diplomatie vorzuziehen. Einige Jahre später jedoch übernahm er das Kommando einer erneuten See- Expedition ins Heilige Land. Man schrieb das Jahr 1122, das Jahr, in dem der qualvolle Streit zwischen dem römischen Pontifex und dem deutschen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der Europa und die Christenheit über die Frage der Investitur der Bischöfe zerrissen hatte, endlich beigelegt wurde. König Balduin II, der sich in seinem Königreich von Jerusalem von den muslimischen Truppen bedroht fühlte, hatte um Hilfe gebeten. Die venezianische Flotte bestand aus vierzig Galeeren, achtundzwanzig "Gatti" (Katzen) oder Schiffen mit Rammsporn und vier großen Lastschiffen, die im August 1122 vom Lidohafen abfuhr. Es überraschte niemanden, dass die Armada, statt sofort nach Palästina weiterzufahren, in Korfu halt machte: Sie wollte vorrangig feststellen, ob der Kaiser von Byzanz eine feindselige Haltung einnahm. Als im Sommer 1123 sich die Schiffe in Sichtweise von Jaffa befanden, war König Balduin bereits von den ägyptischen Sarazenen gefangengenommen worden. Die Venezianer riegelten die Stadt ab und vernichteten die ägyptischen Streitkräfte in den Gewässern von Askalon. In Jerusalem verhandelten der Doge und der Patriarch Warmondo über die Fortsetzung der Operationen. Danach wurde der Kampf wieder aufgenommen; gegen Tyrus, dessen Regent sich verpflichtet hatte, den Venezianern nach der Eroberung ein Drittel der Stadt zu überlassen. Die Belagerung dauerte von Februar bis Juni und endete siegreich im Juli 1124. König Balduin, befreit von der Gefangenschaft, bestätigte seine Verpflichtungen. Domenico Michiel plünderte die Insel Rhodos, Modon und die großen ägäischen Inseln Samos, Chios, Lesbos, Andros. Nach seiner Einfahrt in die Adria stürmte der Doge Spalato und eroberte Traú zurück. Entsprechend der Gemeinschaftssinn der Venezianer wurden bei der Aufteilung der Beute auch die Armen, die Witwen und die Waisenkinder bedacht. Entscheidend für den byzantinischen Kaiser war der Schaden, der dem byzantinischen Handel aufgrund der Feindseligkeit gegenüber Venedig entstanden war und immer noch entstand. Aus diesem Grund nahm der Kaiser selbst noch im gleichen Jahr, nämlich 1126, den diplomatischen Dialog wieder auf. Nach dem Tod Domenico Michiels stellte sich das Verhältnis zwischen Byzanz und Venedig genau umgekehrt dar wie am Anfang: Der byzantinische Kaiser nannte die Venezianer weiterhin "liebe Freunde und Untertanen", aber das war nur eine Vorspiegelung falscher Tatsachen, die niemanden mehr begeisterte. (von: "Venedig die Geschichte der Löwenrepublik" - Alvise Zorzi) bereitgestellt von: Clio |